Denk- und Produktionsort
nature is satan's church – Ronald Berger

Kann man Sex jenseits von körperlichem Kontakt erleben? Könnte Sex ein flach-hierarchisches Machtspiel werden? Kann die Macht hinter dieses Spieles Erotik sein? Ist Erotik die ausgebildete Macht die aus der Selbsterkundung entsteht?

Als Teenager und auch heute noch erlebe ich, dass sich heterosexuelle Cis-Männer zu mir hingezogen fühlen, aber aufgrund meines als männlich wahrgenommenen Körpers nicht zulassen, dass aus dem sexuellen Begehren Sex wird. Aber was wäre, wenn wir dieses Begehren auf eine andere Weise teilen könnten? Diese Frage inspiriert meine Praxis von Sex auf einer vom Körper unabhängigen Ebene, die in einem anderen Bereich existiert. Ich nenne diese Art Austausch „verbale Sex-Dates“. Mit anderen Menschen, und mir selbst, versuchen wir, uns unsere Körper anders vorzustellen und letztlich unsere Wünsche und Fantasien zuzulassen, ganz unabhängig von unserer tatsächlichen Körperlichkeit. Ich möchte die Erotik erforschen, die im Austausch lebendiger sexueller Wünsche auf dieser verbalen, imaginativen Ebene entsteht, die über das rein Körperliche hinausgeht.

Ich will versuchen eine andere Dimension zu forschen in der man einen Raum für den Austausch sexueller Sehnsüchte und Erotik in einer verbalen/mündlichen Ebene ermöglicht. Ich möchte die mythologische Connotation der Meerjung(Frau) eineignen: Entführerin die aus Unterwasserwelten kommt und sich Männer in die unerforschten unbekannten Tiefen reiz. In meinem Fall, bin ich ein Meerjungkörper der auf einer ritualistischen Art und Weise, Verbal-Sex-Arbeit ehrenamtlich macht, für all diejenigen die es wollen, unabhängig von Identität.

Ähnlich wie auf Tinder/Grindr, treffe ich mich auf „Dates“ mit einer Person mit der ein „verbal-sex-date“ ausprobieren wird. Das heisst, mögliche sexuelle Fantasien die wir jeweils für einander haben (könnten), werden im Abstand zu einander verbal und explicit getauscht. In gegenwärtiger Form. Die „verbal-sex-dates“ sollen aus gemeinsam aufgebauter Intimität und Konsens entstehen und diese beide Qualitäten sind nötig durch die „Dates“ hinaus.

Kann man Sex jenseits von körperlichem Kontakt erleben? Könnte Sex ein flach-hierarchisches Machtspiel werden? Kann die Macht hinter dieses Spieles Erotik sein? Ist Erotik die ausgebildete Macht die aus der Selbsterkundung entsteht?


Ronald Berger ist Tänzer*In und Performer*In, non-binär, aus Costa Rica und lebt in Berlin. Die Verbindung zur Natur und ihren performativen Qualitäten, haben Ronald geprägt. Der Konflikt zwischen xieser Sexualität und dem stark katholischen, chauvinistischen Kontext xieses Heimatlandes inspiriert Debatten, Analysen und Fragen nach sozialem Verhalten.

Profile Picture © Joana Lucas

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