Im Rahmen meines take care Stipendiums möchtet ich mich mit folgenden Fragen auseinandersetzen. Die erste lautet: Wie können der Körper und sein Bewegungsausdruck auf das Land reagieren? Diese Frage ist eine Fortsetzung meiner Untersuchung über die Entkolonialisierung meiner choreografischen Kunst; ich möchte ein physisches Verständnis dafür entwickeln, wie die Beziehung des Körpers eines Menschen zu dem Land, auf dem er steht, nicht neutral ist; der Tanz neben dem Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen ist genauso komplex wie in der Blackbox jedes Theaters in Berlin. [...]
Konkret: Wenn der Körper auf die Geschichte des Landes, auf dem er steht, und seine Topografie reagiert, wie verändert sich dann das Verhältnis zu Form, Zeit, Dauer und Raum? Können diese physischen Beziehungen dann intersektionale Praktiken integrieren? Können die gewählten Beziehungen, was die Choreographie betrifft, Antirassismus verkörpern?
Die zweite Frage ist, wie dies in die Notation einer Performance übertragen werden kann. Diese Frage hängt damit zusammen, dass ich daran interessiert bin, auch in Zukunft Notationen einer nicht-visuellen Tanzperformance zu entwickeln, die an ein Publikum versandt werden (insbesondere solche, die in Bezug auf Corona ein hohes Risiko darstellen). Zu diesem Zweck werde ich während meiner Zeit in Libken interessierte Menschen aus dem Umfeld in den kreativen Prozess einladen, in dem sie als Forscherkolleg*innen fungieren. Wie kann die Sprache der Notation für Nicht-Tänzerinnen und Nicht-Tänzer zugänglich sein, insbesondere für diejenigen, die nicht in einer kosmopolitischen Stadt leben? Wie können die Lesenden durch das Erlernen der Aufführung aus der Notation in eine verkörperte Bewegung gebracht werden? Welches Verhältnis besteht zwischen dem Raum für Interpretation bzw. Improvisation und Verkörperung? Wie wirkt meine Anwesenheit als Verfasser der Notation der ständigen Distanz oder in einigen Fällen der Isolation während der Corona-Sicherheitsvorschriften entgegen? Wie kann die Notation der Aufführung ihr Bewusstsein für die Topographie ihrer Umgebung und ihr Wissen oder Nichtwissen über ihre Geschichte einladen?
Credits
Foto: Zwoisy Mears-Clarke
